Kritische Psychologie Trier
Menschen existieren im Plural, aber nicht im Durchschnitt.
KP
K(ritische) P(sychologie) heißt... (ein Abriss)
unserer Einschätzung nach u.a. den einzelwissenschaftlichen Blick zugunsten eines umfassenden Denkens und Handelns eintauschen, dabei die gesellschaftlichen Verhältnisse und Denkmuster nicht unhinterfragt einbeziehen.
Attach:holzkamp.jpg | Klaus Holzkamp
Es gibt natürlich im weiteren Sinne viele kritische Reflexionen auf die traditonelle (quantitativ-experimentell verfahrende) Psychologie. Hierbei spricht man von "kritischen Psychologien" (vgl. Held 2009). Das autonome Seminar hat sich zunächst vor allem mit der Kritischen Psychologie, wie sie Anfang der 70iger Jahre an der Freien Universität in Berlin um Klaus Holzkamp begründet wurde, beschäftigt. Sie gibt einen anregenden Blickwinkel auf das, was wir lernen und gelehrt bekommen, und hilft sprachlos-diffusen Unbehagen im Studium Worte zu geben!
Kritische Psychologie kurz zu beschreiben fällt angesichts der Komplexität nicht leicht (vgl. einführende Text in der Textkiste). Sie bezeichnet einen Zugang zur Psychologie, der u.a. durch die Kritische Theorie und die Kultur-historische Schule inspiriert wurde, trans/interdisziplinär und gesellschaftkritisch arbeitet. Es handelt es sich bei ihr also um ein Paradigma von Psychologie, das auf der Erkenntnis von Marx aufbaut, dass der Mensch nicht als isoliertes Abstraktum betrachtet werden kann, sondern gleichzeitig in seiner gesellschaftlichen Verwobenheit, die sein Denken, Fühlen, Handeln (seine "Subjektivität") rahmt.
Sie ist offen gegenüber einer qualitativen anstatt lediglich quantitativen Empirie, da Methoden stets dem Gegenstand ('dem Psychischen') angemessen sein sollen. Sie bestimmt sich also nicht über einen Methodenkanon (wie der traditionelle 'mainstream' sich über die quantitativen Methoden, wie Experiment oder standardisierter Fragebogen, definiert), sondern betont das "Primat des Gegenstandes vor der Methode" (s.u.). Außerdem strebt sie ein Zusammenkommen von Theorie und Praxis (Vgl. Praxisforschung & Handlungsforschung) an. Dabei steht das begründet handelnde Subjekt im Mittelpunkt! Dieses wird nicht be-forscht, sondern als Mit-Forscher in den gesamten Prozess einbezogen. Gegenstand der kritisch-psychologischen "Forschung ist nicht das Subjekt, sondern die Welt, wie das Subjekt sie - empfindend, denkend, handelnd - erfährt" (Zitat nach Markard 2000. KP trägt darum auch die kurze Bezeichnung der (marxistisch fundierten) Subjektwissenschaft (vgl. auch Osterkamp 2000).
Sie verfolgt das Ziel, "das Betroffensein von Leiden und Leiden an Verhältnissen unreduziert zum Ausdruck zu bringen - zugleich mit der subjektiven Möglichkeit und Notwendigkeit des Widerstandes gegen solche Verhältnisse. Sie steht damit im Gegensatz zu einer [traditionell-psychologischen] Grundbegrifflichkeit, die die realen Befindlichkeiten und Lebensinteressen der Betroffenen übergeht und die Möglichkeit, sich bewusst zu den Lebensbedingungen zu verhalten, mystifiziert, verstellt und einteigentlicht" (Rückseite, Holzkamp Schriften I).
Ihr ist darum an der wissenschaftlich-fundierten Entwicklung psychologischer Grundbegriffe (sogenannter Kategorien, wie z.B. Psychisches, Lernen, Emotion) gelegen, die menschliche Subjektivität unreduziert auf den Begriff bringen und damit den Gegenstand einer psychologischen Forschung begrifflich fassen. Das heißt: mit Hilfe dieser Kategorien wären psychologische Theorien zu formulieren, die aktueller Forschung (mittels bestimmter Methoden, z.B. Gruppengespräche) zugrundeliegen.
Soviel zunächst (viel zu) grob - wer sich einlesen möchte, schaue in die Linxs und in die Textkiste! Dort finden sich ebenso einführende wie auch weiterblickende Texte... Eine kompakte Beschreibung findet ihr bei auch bei Wikipedia oder in dem in Trier gehaltenen Vortrag von J. Kalpein - Vortrag von J. Kalpein (Dipl-psych.) oder auch in der kompakten "Einführung in die Kritische Psychologie" (Morus Markard, 2011, 4. Aufl.).