Kritische Psychologie Trier

Menschen existieren im Plural, aber nicht im Durchschnitt.

Der Grosse Psycho

Der Große Psycho - ein kritischer Studienbegleiter

Wir habe hier Platz geschaffen, um eure Resonanz zu der Broschüre einzufangen: Was war gut, anregend, neu...? Was schlecht, ungenau, problematisch, falsch...? Was kann man besser machen beim nächsten Mal, worauf sollten wir achten? Welche Leseerfahrungen habt ihr gemacht? Was habt ihr nicht verstanden? usw. Schreibt's einfach ganz unten in die offene Box! (bei Autor etwas eintragen, sonst klappt's nicht)

Du hast ihn noch nicht in Prinversion?? Wir sind bemüht, dass immer welche im Büro der Fachschaft und im Studihaus und B15 (beim AStA) ausliegen. Schau mal dort vorbei!


Daniel Sanin15 October 2011, 09:38

"grosserPsycho_innen" ist schon mal ein toller Dateiname ;-) Vielen Dank für eure Mühe und das Verbreiten! Schöne Grüße aus Wien

Gisela Ulmann07 November 2011, 15:22

nun habe ich Euren Studienbegleiter gelesen und ihn sehr interessant gefunden! Ich spare mir detailliertes inhaltliches Lob. Ich habe nur 2einhalb (kleine) Anmerkungen:

- Die Idee mit dem Klappstuhl fand ich deshalb nicht so gut, da die Alternative: Entbindung von Anwesenheit ja bedeutet, daß damit Bulimie-Stoff versäumt wird, da dieser nicht wie "früher" üblich in Bibliotheken nachzulesen sein dürfte - oder? - Zur Praxisrelevanz als Info: Bultmann* führt in seinen vom BdWi herausgegebenen Schriften sehr gut aus, daß "Praxisrelevanz" in den 70-er Jahren des vorigen Jahrhunderts was ganz anderes bedeutete als jetzt: Es ging damals darum, zu erforschen, wo und wie z.B. Psychologie gesellschaftlich praktisch relevant werden konnte. Die Erforschung erfolgte in studentischen Projekten - die zu beruflichen Möglichkeiten führen sollten und oft auch führten. Da die Universitäten sich damals dazu entschlossen, nicht Individualhilfe in Form von Therapien als "praxisrelevant" zu sehen, sondern Institutionsberatungen, entstanden jedenfalls in Berlin z.B. Kita-Beratungen, Heim-Beratungen, Ausbau der Schulpsychologischen Dienste etc. (Die Kehrseite dieses Beschlusses ist sicher auch tragisch: nicht-universitäre Psychotherapieausbildung - dazu der Marlenes Dietrichs Witz von Morus....) - Die Frage im Studienbegleiter, ob Praxisrelevanz erst in der Therapieausbildung erworben werden kann führt als "einhalbe" Anmerkung wieder zur Frage zurück, was Praxisrelevanz bedeuten kann. Sind Menschen, die wg. unmenschlicher Lebensbedingungen "psychisch krank" sind, zu stabilisieren, damit sie "aufstehen" können - oder müssen die Lebensumstände so verändert werden, daß diese Menschen nicht psyschisch "krank" werden? Die humanistische Psychologie nimmt den zuerst genannten Standpunkt ein, wohl auch PsyA u.a. Richtungen. Klaus Holzkamp sagte mal in etwa: wenn es möglich ist, daß therapeutisch stabilisierte Menschen in den Verhältnissen, in denen sie leben, gut klar kommen, haben sie doch keinen Grund mehr, die Verhältnisse ändern zu wollen oder zu sollen.

Eben fällt mir noch ein, daß die Aufhebung des n.c. gefordert wird. Also doch noch Anmerkung 3 - falls ich mich nicht ob der Forderung irre. Der Minister für dies und jenes Röttger forderte das mal für das Medizinstudium, damit mehr Ärzte ausgebildet werden. Damit wird sozusagen das Pferd ja vom Schwanz aufgezäumt: der n.c. ist ja nur Folge von begrenzten Studienplätzen. Aufhebung des n.c. mit der kostenlosen Abgabe von Klappstühlen - und noch zur Übertragung eine Verlesung eines Lehrbuchs wäre ein Thema á la Loriot.

Und dann nur so: Ich denke, was eine Universität (sensu Humboldt?) bedeutet, habe ich von Klaus Holzkamp gelernt. Eine Vorlesung bedeutet, daß der Forscher (ob nun Prof. oder nicht) unveröffentlichte Forschungsergebnisse vorliest und damit zur Diskussion stellt. Ein Seminar bedeutet, daß Studierende mit Lehrenden Gelesenes diskutieren und bewerten (griechisch: zu kritisieren), um so die Wissenschaft weiterzuentwickeln. Lehrende und Studierende also als Forschungsgemeinschaft. Als Vervielfältigungsmaschinen entwickelt wurden, suchte Klaus Holzkamp mit diesen nach erweiterten Diskussionsmöglichkeiten, auch mit Menschen, die nicht in seine Vorlesungen kamen, so mit Kollegen... Forschung bedeutet nicht nur empirische und schon gar nicht nur experimentelle, sondern auch "theoretische", also Lektüre und Nachdenken. Der Philosoph Günter Anders soll mal gesagt haben, daß empirische Forscher nur zu faul sind zu denken. Jean Piaget schrieb in etwa: ich wollte nicht nur denken, sondern Fakten, also wurde ich Empiriker.

Soweit heute, und viele Grüße, Gisela

  • Bultmann, T. (1993): Zwischen Humboldt und Standort

Deutschland. BdWi-Verlag

AStA HoPo21 March 2012, 16:22

Liebe KP Trier, es ist eine späte Kritik, aber wie ich gehört habe, noch nicht zu spät. Plant Ihr doch gerade eine neue Ausgabe des Großen Psycho. Also habt Dank für Eure Initiative, die guten Ideen und Ansätze und das ansprechende Layout.

Mir hat gefallen, dass Ihr innerhalb der Artikel Bezug auf andere Artikel im Heft genommen habt. Mir gefiel Euer Trierer Psychologie-Bashing. Also Ihr habt deutlich gemacht, was Euch am Studium in Trier nicht passt und da war die Liste der brauchbaren DozentInnen und ihrer Themen nur konsequent. Was ich mich bei all der Kritik an der Trierer Psychologie, was sie versäumt und was sie ausblendet, aber gefragt habe, war, warum ist die Psychologie wie sie ist? Einmal sprecht Ihr von verschiedenen kritischen Psychologien. Welche sind das und wie steht Ihr dazu. Letztere ist natürlich eine fiese Frage, weil sie sehr voraussetzungsvoll ist und aus meiner privilegierten Position der Fragenden heraus leicht gestellt ist. Was ich damit sagen will, ist, dass ich den Ansatz gut finde, über die Kritik an der Psychologie eine Alternative zu entwickeln. Ich frage mich aber, ob es da mehrere geben kann. Schließlich sind wir doch auf der Suche nach der Wahrheit. Und davon kann es m.E. nur eine geben. Die Bürgerlichen Wissenschaften frönen dagegen dem Ideal des Pluralismus, nach dem es keine absolute Wahrheit gibt, sich ihre pluralistischen Ansätze dafür allerdings gegenseitig aufheben. Wenn es nun mehrere kritische Psychologien gibt, geht das vielleicht in die gleiche Richtung.?

Im Artikel zum Menschenbild holt Ihr die Studis zwar dort ab wo sie stehen, indem Ihr die Menschenbilder kritisch betrachtet, die Euch im Laufe des Studiums begegnen. Das finde ich gut. Aber mit der Frage: Und wer ist dieser Mensch für Dich frönt Ihr doch auch dem Pluralismus, den Ihr an anderer Stelle zu widerlegen versucht, indem Ihr z.B. auf die Gesellschaft verweist, die den Menschen auch formt. Es geht nicht darum, wer der Mensch für einen selber ist, sondern, wie er ist in der Gesellschaft und was er in ihr zu leisten hat und warum usw.

Auch wenn ich der gleichen Ansicht bin, dass die Gesellschaft, in der die Menschen aufwachsen, handeln usw. berücksichtigt werden muss und die Psychologie das vernachlässigt, wird nie gesagt, wie, inwiefern und warum. Erst in dem Beitrag zur Bildung wird das deutlich. Und nach der Lektüre fragte ich mich, ob der Biologie jegliche Wirkung abgesprochen wird. Und ob das nicht wieder zu kurz greifen würde, wie in dem Falle, wenn die Rolle der Gesellschaft vernachlässigt wird. Ähnlich im Falle der Quantitativen Methoden: Machen sie noch einen Sinn? Wenn ja, welchen?

Zur erfolgreichen Verlängerung der Regelstudienzeit führt Ihr an, sich vor der BaföG-Bewerbung ein Polster anzusparen helfe nicht, weil Antragsteller das 30. Lebensjahr nicht überschreiten dürfen. Noch aus einem anderen Grund würde das nix bringen: Antragsteller müssen ihre Vermögen offen legen. Angespartes würde bei der Förderung also berücksichtigt. (Es sei denn man bringt das Geld nicht auf die Bank :-D). Stipendien sind auch meiner Ansicht nach die beste Variante, stressfreier durch das Studium zu kommen. Aber sich bei der Konrad-Adenauer-Stiftung zu bewerben würde Euerm Heft nicht gerecht werden. Man kann natürlich versuchen konservative Stiftungen auszunehmen. Allerdings müsste man sich sehr verbiegen und ob das gelingt ist, auch offen. Die Stiftungen haben ja auch den Anspruch ihre StipendiatInnen in ihrem Sinne zu politisieren.

Eine Auseinandersetzung mit ethischen Fragen ist wünschenswert. Ich frage mich nur, was Ihr Euch von ethischen Diskussionen innerhalb des Kapitalismus versprecht? Gebrochene Menschen im Kapitalismus arbeitstauglich zu machen, ist natürlich abzulehnen, weil auch das System abzulehnen ist. Die Menschen vor die Hunde gehen zu lassen, ist andererseits ebenso unverantwortlich. Und genau das käme dem Psychologen doch zu!? Will man dann vor dem Hintergrund Eurer/unserer Kritik hier und jetzt überhaupt noch Psychologe sein? Eine weitergehende Diskussion dieser Fragen muss mit Kapitalismuskritik einhergehen.

Über die Heinrich-Einführung zu Marx habe ich bisher nichts Gutes gehört (kann mich aber auch irren). Vielleicht könnt Ihr das nächste Mal noch andere Einführungen anführen. Im neuen Großen Psycho müsst Ihr m.E. nicht mehr so viele Handlungsanweisungen geben. Da würde vielleicht ein Verweis auf die Online-Ausgabe des 1. Psychos genügen. Dafür könnt Ihr Euch vielleicht noch mehr gängigen Theorien in der Psychologie widmen und sagen, was Ihr davon haltet. Das fänd ich spannend. Ich hoffe, ich habe nicht an Euren Inhalten vorbeigeredet und Ihr könnt mit meinem Feedback etwas anfangen. Ich bin gespannt auf den nächsten Großen Psycho.

Soweit erst einmal Es grüßt herzlich Susanne

Monika Lutz 27 January 2013, 12:06

Liebe kritisch denkende Menschen, Kollegen und Kolleginnen,

stöbere soeben auf Eurer Seite. Gefällt mir! Was mir fehlt: Der interdisziplinäre Dialog! Sich, seine Disziplin hinterfragen und erweitern geht meines Erachtens nur so

(:commentboxchrono:)